Das Oratorio della Nunziatella in Foligno mit der Taufe Christi von Perugino
Bei einem Besuch von Foligno ist das wunderschöne Oratorium der Nunziatella auf jeden Fall einen Besuch wert. Es wurde zwischen 1490 und 1494 erbaut und wird, wenn auch ohne eindeutige Belege, Francesco di Bartolomeo da Pietrasanta zugeschrieben. Die Wallfahrtskirche, ein Gebäude klein wie eine Schatztruhe und mit rechteckigem Grundriss, wurde für ein wundertätiges Bild der Verkündigung errichtet, das im 15. Jahrhundert von einem unbekannten Künstler (vielleicht Ugolino di Gisberto) im Erdgeschoss eines Hauses des Aromatikers Nicolò di Giacomo gemalt wurde. Es war üblich, einfach zur Andacht oder aufgrund eines Gelübdes heilige Bilder im Haus oder außerhalb davon malen zu lassen. Die Muttergottes stand im Mittelpunkt einiger Wunder und einer Hierophanie , d.h. eines Tränenflusses. Die Gemeinde wollte daher das Heiligtum errichten, um sich dafür besonderen Schutz von der Jungfrau Maria für die Stadt Foligno zu sichern. Das Oratorium wurde zu einem Wallfahrtsort und erhielt den Zusatznamen „Nunziatella", kleine Annunziata (die Verkündigte), um es sowohl von dem damals berühmten und von den Folignati des 15. Jahrhunderts besuchten Marienheiligtum der Annunziata in Florenz und aber auch von zwei anderen, ebenfalls der Annunziata geweihten Stadtkirchen zu unterscheiden. Die heutige Baustruktur geht auf die 1830 durchgeführten Restaurierungen zurück, als man in Foligno die wichtigsten Gebäude der Stadt renovieren wollte.
Die hohe Absperrung im Inneren trennt den Bereich, der den Gläubigen zum Beten vorbehalten ist, vom sakralen Raum jenseits des Gitters. Die Innenräume des Oratoriums sind durch fein gearbeitete Marmorsäulen und -rahmen geprägt. Die Kirche weist einige Teile aus weißem und rosafarbenem Stein, andere wiederum aus Backstein sowie zwei große Renaissancefenster aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts auf. In der Kirche befinden sich in großen Nischen fünf Altäre.