GESCHICHTE
Die Römer eroberten die antike Sabinerstadt Nursia und machten sie zu einem wichtigen Munizipium. Nachdem Norcia im 11. Jh. freie Kommune geworden war, kam es im 15. Jh. endgültig unter die Regierungsgewalt der Kirche, die dem Ort aber eine beachtliche Autonomie gewährte. Um 480 kommt hier der hl. Benedikt auf die Welt. In dem im Lauf der Jahrhunderte mehrmals von Erdbeben zerstörten Ort (1703, 1730 und 1859) sind zahlreiche Kunstschätze und historische Erinnerungen im Zusammenhang mit dem Leben des Gründers des Benediktinerordens zu sehen.
KUNST, KULTUR, NATUR
Die Stadt ist in Stadtviertel (Wachposten) eingeteilt und weist eine urbanistische Struktur im Stil des 18.-19. Jh. auf. Aufgrund ihres großen historischen Kunstbestands ist sie eine der bedeutendsten Kunststädte Umbriens. Auf dem Hauptplatz stehen die wichtigsten und ältesten historischen Gebäude von Norcia: Rund um die Statue des hl. Benedikt liegen die Castellina, eine 1554 nach einem Entwurf von Vignola gebaute monumentale Festung, heute Sitz des Stadt- und Diözesanmuseums, der Palazzo Comunale mit doppelter Loggia, die über römischen Überresten aus dem 1. Jh. errichtete Basilika S. Benedetto mit gotischer Fassade aus dem 16. Jh., in deren Krypta die Reste eines antiken römischen Gebäudes aufbewahrt sind, das laut Überlieferung das Geburtshaus der heiligen Zwillinge Benedikt und Scholastika sein soll, sowie der Portico delle Misure, eine frühere Getreidemarkthalle von Mitte 16. Jh. Etwas abseits des Platzes steht die Kathedrale S. Maria Argentea aus dem 16. Jh. mit einem Altar von F. Duquesnoy (1640). Sehenswert sind der Komplex S. Francesco des 14. Jh., in dem heute das Auditorium, die Gemeindebibliothek und das Geschichtsarchiv untergebracht sind, der Palazzo der Malteserritter, heute Museum der Bauernkunst, sowie die Kirche S. Agostino aus dem 14. Jh. Ausgesprochen interessant sind auch der im Jahr 1354 von Vanni della Tuccia aus Norcia errichtete Tempietto, das originellste und besterhaltene historische Gebäude Norcias, die Kirche S. Giovanni, eine der ältesten Kirchen Norcias mit einer schönen Holzdecke und einem Renaissance-Altar von 1649, das Oratorium S. Agostinuccio mit einer eleganten Holzdecke und einem kostbaren Barockaltar, die Kirche Madonna Addolorata, die ein wunderbares, im 18. Jh. gemaltes Leinwandbild der Madonna beherbergt, die im höchsten Teil der Stadt dicht an der Stadtmauer liegende Kirche Crocifisso und die Kirche Lorenzo, die älteste Kirche Norcias. Norcia liegt im Herzen des Nationalparks der Sibillinischen Berge: Die Stadt ist von Bergen umgeben, die z.T. über 2000m hoch sind, ein wahres Paradies für Exkursionisten und Skifahrer. Zwischen den Bergen werden in amphitheatrisch angelegten Ebenen erstklassige Produkte angebaut (berühmt sind die Linsen von Castelluccio) und es gibt verschiedene Tierzuchten (z.B. Schweinezucht für die Produktion der ausgezeichneten Wurstwaren von Norcia). Auf den weitläufigen Hochebenen von Castelluccio, nicht weit entfernt von der Stadt, befindet sich die Europäische Freiflugschule; auf den zahlreichen Wanderwegen im Nationalpark finden Exkursionen zu Fuß oder zu Pferd und Eseltrekkings statt; die Wasserläufe des Sordo und des Corno bieten die Möglichkeit zu Rafting und Canyoning, während die eindrucksvollen Felswände, die Karstgrotten und die Schluchten, die das gesamte Territorium der Valnerina prägen, ideal für Freeclimbing und Höhlenforschung sind. Sehenswert sind in der Umgebung die Forca Canapine (20km von Norcia auf 1541m), ein touristisches Wintersport- und Exkursionszentrum, die Hochebenen von Castelluccio (Pian Perduto, Piano Piccolo und Piano Grande, ein ausgedehntes Karstbecken, das sich im Frühjahr in ein prächtiges Blütenmeer verwandelt), der Monte Porche (2235m) mit einem wundervollen Blick auf die Berge der Sibillinen und der Abruzzen, der Monte Vettore (2476m) mit dem Pilatussee und der Grotte der Sibylle, sowie die Nekropolen der Ebene Santa Scolastica mit Fundstücken von der Eisenzeit bis zur römischen Zeit.