Von dem 1828 im Zuge von Bauarbeiten der Via Cassia Nuova entdeckten Tempel sind die Mauern und die Grundschnitte erhalten, die einen Grundriss des Bauwerks freigeben, der in einen Pronaos (Vorhalle) mit vier Säulen auf der Vorderseite untergliedert ist. Hinter diesem öffnet sich ein Raum mit drei aneinander gereihten Zellen, wobei die zentrale Zelle großräumiger ist als die seitlichen. Der nach Südosten ausgerichtete Tempel erhebt sich auf einem hohen rechteckigen Podium, das 21,90 m lang ist, während die Breite der Vorderseite (16,30 m) und die der Rückseite (16,90 m) eine Asymmetrie aufweisen, deren Motivation nicht eindeutig ist. Der Zugang erfolgte über eine Rampe, die mittig zu dem von einer vierkantigen Einfriedung umschlossenen Bereich gegenüber dem Eingang aufgestellt war. Es ist sehr wahrscheinlich, dass der in den Tuffstein gegrabene Bereich hinter dem Tempel, der mit einer Putzmischung bestehend aus Tonscherben und Kalk überzogen ist und Bankette entlang der drei Wände hat, und die anderen Überreste der Strukturen sowie eine bei kürzlichen Forschungen aufgetauchte Zisterne mit dem Kult in Verbindung stehen, der in dem heiligen Bereich praktiziert wurde. In dem Gebäudekomplex wird die Erscheinungsform des Tempels den als „etruskisch-italisch" beschriebenen Tempelgebäuden zugeordnet. Ihr Aussehen wurde von Vitruvius (I. Jahrhundert v. Chr.) in seinem grundlegenden Text
Von der Architektur theoretisiert, der auch zahlreiche bemalte Terrakotten vorsah, welche die Balken und Strukturen verkleideten; Giebel, die mit komplexen figürlichen Szenen verziert waren, mit vollkommenen mehrfarbigen Terrakotta-Statuen von grandioser Wirkung. Während der Ausgrabungen wurde eine beträchtliche Anzahl von architektonischen Terrakotta-Teilen freigelegt, die sich auf mindestens zwei Bauphasen beziehen: Zur älteren Phase (zweite Hälfte des VI. - Beginn des V. Jahrhunderts v. Chr.) gehören spärliche Fragmente und einige Matrizen; aus der gut dokumentierten zweiten Phase (Ende des V. Jahrhunderts v. Chr.) haben auch zahlreiche Fragmente überdauert, die zu den Hochreliefs des hinteren Giebels gehören und eine Szene mit verschiedenen Persönlichkeiten darstellen, welche eine beachtliche stilistische Ähnlichkeit mit dem Umfeld der Magna Graecia aufweist, insbesondere mit den Werken von Phidias. Nur wenige Terrakotta-Fragmente stammen aus einer darauffolgenden Periode und zeugen von Maßnahmen, bei denen beschädigte Bauteile im Laufe der Zeit ausgetauscht wurden.
Nützliche Informationen und Ratschläge
Die Stätte ist von der Piazzale Cahen aus über die Viale Crispi hinunter leicht erreichbar. Von Orvieto Scalo kann man die Standseilbahn oder den Pendelkleinbus benutzen, die in die verschiedenen Altstadtzonen fahren. Auch vom Bahnhof aus ist es möglich, die Altstadt zu erreichen, indem man das alternative Mobilitätssystem Standseilbahn + Minibus benutzt.