Außerdem werden alle Pilger, die das Testimonium erhalten zur Pilgermesse eingeladen, die von Montag bis Samstag jeweils um 18.00 Uhr stattfindet und wo die anwesenden Pilger einen besonderen Segen erhalten."
Bruder Jorge ist auch für die „Registrierung" aller Pilger zuständig, die das Testimonium oder das Kärtchen mit dem Segen erhalten, sie müssen einen kurzen Fragebogen ausfüllen, der auch für statistische Zwecke sehr wichtig ist.
„50% der Pilger kommt aus Italien – erklärt Bruder Jorge – außerdem kommen Deutsche, Österreicher, Franzosen und Holländer. In letzter Zeit haben die Pilger aus dem englischsprachigen Raum stark zugenommen, sogar aus Australien und den USA. Im Jahr 2015 wurden seit dem Tag der Eröffnung, am 18. April 1600 Pilger registriert; Ende August 2016 waren es bereits 2300."
Neben der Ausstellung des Testimonium und der Erfassung und des Empfangs der Pilger, ist die Statio Peregrinorum auch ein Ort der Gemeinschaft, wo man die eigenen Erfahrungen und Geschichten mit den anderen teilt, wobei zahlreiche Facetten des Franziskuswegs und seinen Pilgern zum Vorschein kommen.
„Die Pilger sprechen normalerweise gerne über ihre Erfahrungen – erzählt uns Bruder Jorge auf seine ruhige und klare Art – wenn es eine lange Warteschlange gibt bei der Ausstellungsstelle des Testimonium, ist es schön mit den anderen Pilgern ins Gespräch zu kommen und die tiefliegenden Gründe der Pilgerreise nach Assisi mit den anderen zu teilen.
Die Gründe sind ganz unterschiedlich, angefangen vom Glauben und spirituellen Gründen, bis hin zu existentiellen Gründen verschiedener Art, z. B. die Begleitung eines Freundes, der die Wanderung unternimmt oder um einen geliebten Menschen zu ehren."
Bruder Jorge hört natürlich jeden Tag viele Geschichten über den Weg und kann selbst ein paar wirklich erstaunliche Geschichten erzählen, aus denen hervorgeht, wie wichtig die Pilgerwanderung und die Ankunft in Assisi für die Menschen ist.
„Es gibt viele schöne Geschichten, aber einige haben mich besonders beeindruckt. Ich erinnere mich z. B. an eine Frau, die in Belgien zu Fuß losgewandert war und sich auf halber Strecke verletzt hat und zurück nach Hause musste. Sobald sie wieder gesund war, hat sie sich an den Ort bringen lassen, an dem sie die Wanderung unterbrechen musste und ist zu Fuß bis nach Assisi weitergewandert.
Ich denke auch an eine Gruppe von ehemaligen Häftlingen aus Polen, die sich im Gefängnis geschworen hatten, dass sie nach ihrer Freilassung von Polen über Assisi nach wandern würden. Sie haben einen Wagen mit Essen, Trinken und allem Notwendigen mit sich gezogen.
Eine andere schöne Geschichte ist die von einer Frau aus England, die zu Hause zu Fuß losgewandert war und bis ins Heilige Land wandern wollte, wobei sie unterwegs Friedensbotschaften sammelte.
Es gibt unzählige solche Geschichten, alle schön und beeindruckend und alle unterschiedlich, aber alle von gleicher Bedeutung."
Bruder Jorge, der im Winter 2015 den Franziskusweg von La Verna nach Assisi zurückgelegt hat und davon fasziniert war, gibt uns am Ende unseres Gesprächs ein paar Ratschläge: „Jeder Pilger bricht aus einem anderen Grund auf seine Wanderung auf, man darf sie auf keinen Fall als „normalen" Touristen betrachten. Manchmal sehe ich zu viel Lebhaftigkeit bei der Werbung für den Franziskusweg, zu viel Geschäftsdenken und zu wenig spirituelle Werte. Die Werbung für die Pilgerwanderung geschieht viel mehr über Mundpropaganda durch den Austausch der wichtigen Erfahrungen während der Wanderung, vor allem, was die Gastlichkeit, die Liebe und Offenheit der Menschen betrifft, denen man auf dem Weg begegnet und die am Weg leben."
Bruder Jorge, zusammen mit den anderen Mönchen aus Assisi, gehören mit ihrer Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft zu diesen Menschen; wir haben erfahren, dass es viele von dieser Art gibt und dass sie es sind, die den Franziskusweg so einzigartig machen.
Für weitere Informationen über den Franziskusweg: www.francescosways.com