Das Grab von Perugino in Fontignano
Die Kirche Santa Maria dell'Annunziata liegt in der kleinen Ortschaft Fontignano in der Gemeinde Perugia. Der einschiffige, romanische Sakralbau gilt als die letzte Wirkungsstätte von Pietro Vannucci, gen. Perugino, und darin befindet sich das Grab des „göttlichen Malers“.
Ursprünglich gehörte die Kirche der Bruderschaft der Annunziata, die 1521 den mittlerweile siebzigjährigen Perugino mit deren Bemalung beauftragte. Der Maler schuf vermutlich fünf Fresken: die Madonna mit Kind (das einzige noch erhaltene Fresko) an der rechten Wand, die Anbetung der Hirten am Kirchengiebel, einen Heiligen Rochus, einen Heiligen Sebastian und noch eine Madonna mit Kind (die heute verloren gegangen sind).
Die Madonna mit Kind wurde vermutlich nach der gleichen Zeichnung wie die in der Kirche Santa Maria Maggiore von Spello angefertigt.
Auf dem Sockel, auf dem die Füße der Jungfrau stehen, sind der Name des Auftraggebers (ANGNIOLVS TONI ANGELI) und die Jahreszahl 1522 zu sehen, in dem es gemalt wurde (FECIT FIERI MDXXII). Agnolo war wahrscheinlich ein reicher Herr dieses Gebiets, der das Werk zum Zeichen des Dankes an die Muttergottes zum Anlass der Geburt eines männlichen Erben in Auftrag gegeben hat. Gerade deshalb war die Madonna mit Kind bei Privatpersonen eines der beliebtesten Motive, und eben Perugino schuf im Laufe seines Lebens (ungefähr achtzig) sehr viele davon. Die Jungfrau ist hier korpulent auf einem Thron sitzend dargestellt und ihr abwesender Blick wird durch das in stille Betrachtung versunkene Kind abgelenkt und auf den Betrachter gerichtet. Leider ist am Horizont fast kaum mehr etwas zu sehen, aber es ist anzunehmen, dass die für Umbrien typischen und vom Künstler so gerne dargestellten flachen, sanften Hügel abgebildet waren. In alten Zeiten war das Fresko mit einer Kalkschicht bedeckt. Es ist nicht bekannt, ob dies aufgrund der Pest (Kalk desinfiziert) oder der schlechten Erhaltungsbedingungen vorgenommen wurde.